Journalisten gibt es längst zu viele für das wenige Zeilengeld, allein an guten Journalisten mangelt es diesem Land. Weshalb das so ist, lässt sich beim französischen Aufklärer Anne Robert Jacques Turgot (1727-1781) nachlesen:
„Die Engländer zum Beispiel scheuen seit einigen Jahren keine Mühe, um schöne Bilder zu haben, und sie konnten bisher keinen einzigen Maler ihrer Nation hervorbringen. Nur die Italiener, die Franzosen und die Flamen sowie eine kleine Zahl von Deutschen und Spaniern sind in dieser Kunst erfolgreich gewesen. Der Grund dafür liegt darin, daß die Engländer nur für die guten Bilder bezahlen; indem sie aus ihren Kirchen die Bilder verbannten, haben sie sich der Mittel beraubt, von denen die schlechten und mittelmäßigen Maler leben; und in jedem Handwerk, in dem der schlechte Arbeiter nicht leben kann und in dem es dem mittelmäßigen nicht gut geht, bilden sich keine großen Männer heraus.“ ((Turgot, Anne Robert Jacques: Über die Fortschritte des menschlichen Geistes, Suhrkamp 1990, S. 95.))
Turgot beschreibt hier die Situation englischer Maler des 18. Jahrhunderts. Dass sich sein Argument auf die deutsche Gegenwart übertragen lässt, auf Journalisten, Wissenschaftler, Künstler – wer wollte es anzweifeln?