Es wird oft argumentiert, dass Nutzerbewertungen keine Aussagekraft hätten. Besser seien professionelle Tests und Bewertungen, bei denen „echte“ Experten eine Reihe von standardisierten Experimenten durchführen, detailgenaue Vergleiche anstellen etc.
Ich habe einen Einwand: Das Problem mit Profis ist, dass sie für ihre Arbeit bezahlt werden wollen. Und nur wenige Zeitschriften und sonstige Medien können es sich deshalb leisten, echte Alltagstests durchzuführen. Zum Beispiel kann die „Stiftung Warentest“ einen oder mehrere Profis bezahlen, die sich sämtliche großen Fitnessstudio-Ketten anschauen, dort mal trainieren und alles genau unter die Lupe nehmen. Aber sie können nicht zwei Jahre dort trainieren, weil das zu teuer wäre. Ein Handytester kann auch nicht monatelang ein Handy benutzen, um es auf Alltagstauglichkeit zu testen. Würde er das machen, müsste er sehr viele Handys mit sich rumschleppen und sehr viel telefonieren.
Genau deshalb sind Nutzerbewertungen so wichtig. Denn Benutzer können mir sagen, ob ich mit meinem Nokia N73 auch in zwei Jahren noch Spaß haben werde – weil sie es im Zweifelsfall selbst schon zwei Jahre in Benutzung haben. Diese Alltagserfahrungen sind wertvoll und schwer zu reproduzieren. Ob es in einem Fitnessstudio gut ist und ob eine Mitgliedschaft lohnt, weiß der langjährige Stammkunde oft besser als ein professioneller Tester, der dort mal ein paar Tage reingeschaut hat. Da können die Testkriterien der Profis noch so ausgeklügelt sein.
Natürlich sind Nutzerbewertungen subjektiv und manipulierbar. Aber das weiß ich als Leser und kann sie dementsprechend kritisch lesen und überprüfen.